Neuer Trend
Auf Reddit und Instagram kursieren seit einigen Wochen zahllose Vorher-nachher-Posts, in denen ChatGPT moderne Schnappschüsse in barocke Meisterwerke übersetzt. Beobachter bezeichnen den Hype als Umkehrung des früher beliebten „Foto-Restaurierens“ – statt alte Bilder zu modernisieren, werden neue in vergangene Epochen zurückversetzt.
So geht’s
Der Schlüssel liegt in einem klaren Prompt: „Bitte verwandle dieses Foto in ein Renaissance-Ölgemälde. Arrangement, Gesichtsausdrücke, Hintergrund und Kleidung unverändert lassen. Das neue Bild soll exakt auf dem Original liegen.“ Alternativ genügt bereits „Recreate this photograph as a Renaissance oil painting“. Variationen lohnen sich, bis Details wie Faltenwurf oder Lichteinfall perfekt wirken.
Erste Ergebnisse
Die Resultate wirken oft verblüffend authentisch: Kissenmuster werden zu Brokat, Selfies erhalten warmes Kerzenlicht, und sogar Tattoos erscheinen als dezent gealterte Körperkunst. Kleinere Abweichungen – etwa verschobene Pfotentatzen oder leicht veränderte Stoffmuster – erinnern daran, dass hier kein Mensch, sondern eine Bild-KI „malt“. Zusätzlich verraten subtile, algorithmisch erzeugte Pinselstrukturen bei näherer Betrachtung den digitalen Ursprung des Gemäldes.
Kreative Beispiele
User zeigen Hundeporträts, in denen Vierbeiner plötzlich wie loyale Hofhunde erscheinen, oder Familienfotos, in denen ein Dino-Spielzeug zum lebensechten Koloss mutiert. Wer Kostüme trägt, sieht sich mitunter als Waldfee oder Feldherr: Künstliche Elfenohren werden zu „echten“, Plastikwings glänzen wie Federwerk – ein Beweis, wie frei die KI mit Fantasy-Elementen umgeht.
Grenzen & Fehler
Nicht alles gelingt beim ersten Versuch. Anatomische Ungenauigkeiten, merkwürdige Schatten oder verfremdete Schriftzüge treten auf, wenn Trainingsdaten fehlen oder Prompts unklar sind. Mehrere Durchläufe mit leichten Prompt-Korrekturen reduzieren diese Ausreißer deutlich. Außerdem steigert eine hochauflösende Ausgangsaufnahme die Chance, dass die KI feine Details originalgetreu übernimmt. Geduld und systematisches Testen verschiedener Stilvariationen zahlen sich daher spürbar aus.
Recht & Ethik
Da es sich um einen historischen Stil handelt, gilt die Technik als weniger heikel als das direkte Kopieren gegenwärtiger Künstler. Dennoch betont OpenAI den künftigen Einsatz von Metadaten-Wasserzeichen, um KI-Beteiligung kenntlich zu machen, Fälschungen vorzubeugen und Urheberrechte zu schützen. Parallel prüfen EU-Gremien bereits, welche Kennzeichnungspflichten für generative Inhalte verbindlich werden könnten.
Praktischer Tipp
Wer seine Ergebnisse speichern oder in sozialen Netzwerken teilen möchte, kann das fertige Bild direkt aus der ChatGPT-Sitzung exportieren und anschließend mit gängigen Bildbearbeitungsprogrammen weiter optimieren. Ein kurzes Nachschärfen und Anpassen von Kontrast oder Farbsättigung sorgt dafür, dass Chat GPT-Porträts noch stärker wie echte Leinwandgemälde wirken.
Ausblick
Mit der fortschreitenden Integration von DALL·E 3 in ChatGPT dürfte die Qualität weiter steigen. Kreative Köpfe gewinnen damit ein Werkzeug, das Fotokunst, Geschichtsdarstellung und spielerische Selbstdarstellung verbindet – ideal für Social-Media-Content, aber auch als Inspiration für Designer. Wer selbst experimentieren möchte, benötigt lediglich ChatGPT Plus, ein klares Motiv und die Lust, Vergangenheit und Gegenwart in einem Bild zu verschmelzen.