Investitionshintergrund
Meta sucht schon länger nach Wegen, sein KI-Portfolio zu stärken, ohne erneut in regulatorische Fallen zu tappen. Eine Minderheitsbeteiligung vermeidet das Übernahmerisiko, sichert aber exklusiven Zugriff auf hochwertige Trainingsdaten. Gleichzeitig signalisiert der hohe Preis, dass Meta entschlossen ist, beim Wettrennen um leistungsfähige KI-Systeme nicht zurückzufallen.
Scale AIs Beitrag
Scale AI hat sich seit 2016 als führender Anbieter für sorgfältig annotierte Datensätze etabliert – die Grundlage für komplexe Modelle wie OpenAI ChatGPT. Mit mehr als 870 Millionen Dollar Umsatz im Jahr 2024 und erwarteten zwei Milliarden in diesem Jahr bringt Scale eine Infrastruktur mit, die Meta unmittelbar nutzen kann, um eigene Modelle schneller zu trainieren und zu evaluieren.
Wang leitet Superlab
Im Zuge der Transaktion soll Scale-CEO Alexandr Wang eine Schlüsselrolle innerhalb Metas neuem „Superintelligence Lab“ übernehmen. Dort sollen künftig Forschungsteams daran arbeiten, Modelle mit weit übermenschlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Wangs Erfahrung im Umgang mit sicherheitskritischen Datenpipelines und skalierbaren Annotationsteams gilt als strategischer Vorteil.
Metas KI-Herausforderung
Nachdem Llama 4 im Frühjahr die hochgesteckten Erwartungen verfehlte und das Projekt „Behemoth“ wegen interner Bedenken verschoben wurde, geriet Metas KI-Strategie unter Druck. Rivalen wie OpenAI, Google und Anthropic präsentierten währenddessen neue Modelle. Durch die Scale-Beteiligung will Meta verlorenes Terrain zurückgewinnen und gleichzeitig ein Ausrufezeichen an Talente in der Branche senden.
Dealdetails
Der 14,8-Milliarden-Dollar-Preis bewertet Scale AI oberhalb seiner letzten Finanzierungsrunde (13,8 Milliarden Dollar) und verschafft den bisherigen Geldgebern – Accel, Index Ventures, Founders Fund und Greenoaks – einen schnellen Exit. Mit 49 Prozent erhält Meta zwar keine Mehrheit, könnte aber vertraglich gesichert besondere Zugriffs- und Steuerungsrechte bekommen. Laut Insidern verfügt Scale zudem über mehr als 900 Millionen Dollar an liquiden Mitteln.
Deutschland-Perspektive
Für den hiesigen KI-Standort könnte die Meta-Scale-Allianz zum wichtigen Katalysator werden: Wenn Meta seine Trainingspipelines mit Scales Daten anreichert, profitieren Entwicklernetzwerke in Deutschland indirekt von präziseren Modellen und kürzeren Entwicklungszyklen. Das gilt besonders für Unternehmen, die bereits mit ChatGPT Deutschland experimentieren und nun auf ein wachsendes Ökosystem aus Tools, APIs und Fachkräften hoffen können. Langfristig dürfte die Kooperation den Wettbewerb um Talente verschärfen und den Bedarf an hochqualifizierten Datenannotatoren, Machine-Learning-Ingenieuren und Compliance-Experten spürbar erhöhen.
Ausblick
Sollte der Deal finalisiert werden, könnte Meta bereits Ende 2025 erste Modelle präsentieren, die auf Scales Datenfundus basieren. Branchenbeobachter erwarten, dass Meta damit nicht nur die Lücke zu Wettbewerbern schließt, sondern im Ringen um generative Superintelligenz eine Führungsrolle anstrebt. Gleichzeitig dürfte die Transaktion Signalwirkung haben: Hochspezialisierte Datenanbieter rücken stärker in den Fokus großer Tech-Konzerne, die sich für die nächste KI-Generation wappnen.