Blick hinter die Kulissen
Adobe bewirbt Firefly 4 als kreativ lizenzsichere Lösung, die nahtlos in Photoshop & Co. greift; OpenAI setzt auf dieselbe API-Logik, mit der Millionen bereits Texte erstellen. Beide trainieren auf kuratierten Datensätzen, bieten kommerzielle Nutzungsrechte und möchten Urheberrechtsrisiken minimieren. Damit stehen sie im Zentrum einer jungen Branche, in der Bild-KI binnen Sekunden Visuals erzeugt, für die einst Stunden im Studio nötig waren.
So haben wir getestet
Wir formulierten vier identische Prompts – realistisches Porträt, chaotische Sci-Fi-Szene, Food-Stillleben und Fantasy-Illustration – und generierten je zwei Bilder pro Modell. Anschließend bewerteten wir Komposition, Motivdichte, Farbkohärenz und kreative Eigenleistung, ohne nachträgliche Bearbeitung. So ließ sich exakt nachvollziehen, wo sich die Systeme angleichen und wo sie eigene Akzente setzen.
Porträt-Duell
Bei der Nahaufnahme einer rothaarigen Frau im Sonnenblumenfeld lieferten beide Generatoren fast spiegelbildliche Ergebnisse: identische Lichtstimmung, Strohhutform und sogar ähnliche Sommersprossen. Firefly wirkte wärmer, ChatGPT kontrastreicher, doch die nahezu gleiche Gesichtstopologie verrät, dass beide Trainingskorpora auf vergleichbare Stock-Fotografie zurückgreifen.
Labor-Chaos live
Die Szene eines außer Kontrolle geratenen Sci-Fi-Labors brachte erste Trennlinien zutage: Firefly fokussierte auf funkensprühende Roboter, während ChatGPT die flüchtenden Alien-Proben dramatisch inszenierte. Beide füllten die Leinwand mit Action, doch ChatGPT führte den Blick klarer durch das Geschehen und erzielte lebendigere Gesichtsausdrücke bei den Wissenschaftlern.
Frühstück à la KI
Food-Fotografie gilt als Stolperfalle für Bild-KI, doch beide Systeme präsentierten nahezu perfekte Pfannkuchen – inklusive identischer Farn-Latte-Art mit Herz. Allerdings übertrieben sie bei den Beeren: Firefly türmte sie hektisch, ChatGPT verteilte sie kindlich üppig. Die Parallelen deuten darauf hin, dass kulinarische Referenzen in beiden Modellen stark überlappen.
Drachenfeuer bei Sonnenaufgang
Für das majestätische Drachenmotiv auf schneebedeckter Bergspitze punktete ChatGPT mit geschmeidiger Einbindung der feurigen „Dream Big“-Schriftzüge, während Firefly den Text wie einen nachträglichen Sticker platzierte. Dennoch entschieden sich beide für fast identische Drachenanatomie – gespreizter Hornkranz, langer Dinosaurier-Schwanz – und ließen damit erkennen, wie eng ihre visuellen Leitbilder beieinanderliegen.
Blick nach vorn
Die schnelle Konvergenz der Bildgeneratoren lässt erwarten, dass künftige Updates noch stärker auf Workflow-Integration, 3D-Rendering und Video-Output abzielen, während ChatGPT mit seinen dialogischen Stärken wahrscheinlich weiter an nahtloser Prompt-Optimierung und multimodaler Zusammenarbeit feilt – eine Entwicklung, die den kreativen Spielraum für Designer und Unternehmen gleichermaßen vergrößern dürfte.
Unser Fazit
Firefly 4 und ChatGPTs neues Bild-Tool liefern Ergebnisse, die selbst Profis kaum auseinanderhalten können. Unterschiede liegen in Nuancen: ChatGPT brilliert bei Text-in-Bild und dramaturgischer Dynamik, Firefly überzeugt durch sanftere Farbverläufe und tiefe Integration ins Adobe-Ökosystem. Für Kreative wird die Wahl daher weniger von purer Bildqualität, sondern von Preis, Lizenzmodell und Workflow abhängen – ein gutes Zeichen für den reifen, wettbewerbsintensiven Markt der KI-Visualisierung.